Sack Gustav
Geboren: 28. Oktober 1885, Schermbeck Gestorben: 5. Dezember 1916, Finta Mare, Rumänien Bücher: Die Drei Reiter, Ein verbummelter Student, mehr... |
Sack Gustav besuchte das Gymnasium in Wesel und begann sein Studium 1906 in Greifswald. Er ging dann nach Münster und Halle und später wieder zurück nach Münster. Er studierte zu Beginn Germanistik, später dann Naturwissenschaften, insbesondere Biologie. 1910 beendete er sein Studium ohne Abschluss und leistete anschließend seinen Militärdienst beim Füsilier-Regiment 90. 1913 begab er sich nach München und versuchte dort vergeblich, als Schriftsteller Anerkennung zu erlangen. In Münster wurde Sack Mitglied der Landsmannschaft Rhenania und in Greifswald der Turnerschaft Cimbria.
Der Traum Er kam von Nirgendwo, er nahm mir leise der Dinge Metermaß und Stundenglasund gab mir, was ich lange schon vergaß, zurück in wundersam verzerrter Weise: Was einst ich stammelnd schrieb zu deinem Preise, wird nun ein Jauchzen ohne Ziel und Maß oh deine Nacktheit, die ich nie besaß, tanzt um mich weiße fieberwilde Kreise! Sie tanzt! du rast, du bist ganz tolle Glut, umwogt von deines Haars wildgoldnen Strähnen umkreist mich deine liebesgierige Wut gleich einem Roß mit sturmzerzausten Mähnen oh schönen Traumes heiße Bilderflut, aus der ich aufwach unter bitteren Tränen! Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
Einsam Ich habe niemals Du zu euch gesagt wohin ich kam und wen ich immer sprach und wenn er auch in meinen Armen lag, ich habe niemals Du zu ihm gesagt. Und doch hab ich mich nie darob beklagt und wenn die Sehnsucht auch mit wildem Schlag mein selbstgewähltes Klausnertum durchbrach, hab ich doch niemals Du zu euch gesagt und hatte immerdar an mir genug, berg ich doch ewig in mir Gott und Tier und Licht und Kot und heiligste Begier, und hielt mein stilles Zwiegespräch mit mir, bis über mir gleich einem Totentuch der Schrei der Einsamkeit zusammenschlug. Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
Die reine Seele Die reine Seele, dieses tote Gold, das blinkend in der weiten Wüste liegt und das sein Herr verehrungsvoll umkriecht, indes sein leerer Magen knurrt und grollt, daß er den Klumpen nicht zu Markte bringt und feilschend ihn zu Wein und Datteln macht und ihn in einer roten Haremsnacht verpraßt nun liegt sie da und gleißt und blinkt voll Arroganz und heiliger Begier, die reine Seele in den Dreck mit ihr! Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
Der Föhn Der Atem stockt; denn schwer und trunken schmiegt sich heut der Tag der Erde an und eines dummen Vogels Lied fliegt, fliegt, ein Ding das noch nicht fliegen kann und immer wieder gleich zur Erde fällt, ängstlich durch die wüstenwarme Welt und regt mich auf! Wie sich der Tag mit unerträglich weicher Schwere drängt in dieses jungen Vogels Lied! Und himmelan mit Hast und Flügelschlag flattert in die kühle braune Leere! Und ihn ewige Ermattung mit tausend Armen immer wieder niederzieht! Doch auf den Bergen lauert schon der Föhn und wird noch über Nacht aus seinen Höhn und Wolkenhallen brausend in die Ebne fallen! Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
Ein Dieb ist der Gedanke am Leben. Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
Der Mondbrunnen Doch als sie wieder sich in Träumen wiegte und schwer an meiner müden Schulter lag, gedachte ich, da leuchtend wie der Tag der Mond sich an die hohen Dächer schmiegte, der Lust, wie sie seit Jahren mich bekriegte und meinen Stolz mit weichem Wellenschlag und tausend Armen immer tiefer brach oh daß sie doch gleich einem Quell versiegte, auf den man einen Block aus schwerem Golde wälzt! Da, ohne Ende unaufhaltsam rollte ein Strom von Reinheit von den Dächern nieder, der türmte sich zwischen den steilen Mauern zu einem lichten Brunnen hoch und unter Schauern kam meine reine Seele aus ihm wieder. Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
Serenade Mir kann nun von den schönen Dingen allen am wenigsten das Abendrot gefallen, zumal der grünlich gelbe Schein darüber macht meine Seele banger nur und trüber, und jener Gegendämmrung Violett, aus dem des Mondes silbernes Stilett blaßrote Streifen Blutes zapft, zerklafft mir meiner Saiten allerletzte Kraft und drückt mich müde in die müden Knie, mich Renommisten der Melancholie. Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
Umsonst Es hilft dir nichts, du bist dir ewig gleich, und wenn du auch in jede Pfütze rennst und dich mit jedem Lumpen Bruder nennst, es hilft dir nichts, du bist doch rein und reich und bleibst in deiner Pöbel Trunkenheit, in deinem schmerzlichen Dich selbst Verachten und deinem aberwitzigen Narrentrachten ein goldnes Rad im Spiele der Notwendigkeit. Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
Vorbei! Sie hielt mich fest an ihren gelben Haaren ein ganzes schmachvoll süßes Sklavenjahr, bis sie des schönen Spielzeugs müde war und schnöd mich hieß zum alten Eisen fahren. Und traurig träumend, was sie einst besessen, lag meine Seele irgendwo versteckt unter dem alten Eisen ausgestreckt und ließ vom Rost sich wollüstig zerfressen. Da sah sie deine jungenhafte Schlankheit und flog aus ihrem Winkel unversehrt und, leuchtend wie ein blank geschliffen Schwert, klirrend lacht sie ihrer Kinderkrankheit. Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
Die Sterne Wenn sich die Nacht zaghaft mit euch besteckt, wie eine dunkle Tänzerin den seide weichen Leib mit spärlichem Geschmeide, wenn ihr gleich brennendem Staub den Himmel deckt und leuchtend in das Nichts hinüberleckt, fliegt wohl von dieser dürren Lämmerheide und abgegrasten Trübsalsrinderweide die Seele lechzend zu euch hoch und reckt der Sehnsucht Fackel hoch in euch empor, bis sie vom Weine der Unendlichkeiten trunken taumelt und ein wirrer Flor sich um die Sinne legt aus euren Weiten, die ewig grenzenlos ich hochbeschwor, fall ich zurück in Staub und Sterblichkeiten. Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
Die Zeit Noch kommt mit der Unsterblichkeit gepaart die Zukunft ewig strömend zu dir her und schafft auf ihrem unbewegten Meer in dir den Wellenschaum der Gegenwart, sie prallt in unergründlich schneller Fahrt aufgischtend an deiner Seele Wehr und bricht durch dich in einem Sturze, der schon als Vergangenheit sich offenbart. Bis eines Tages sich der Schaum zerstreut und deiner Seele Balkenwerk zerfällt und Strom ist nicht mehr Strom, still steht die Zeit: fort strömt die Zeit und trägt die tote Welt auf ungeteilter Flut zur Ewigkeit, wo sie mit ihrer Last als Wort zerschellt. Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
Die Maske Des Daseins Proteusmaske scheint und klingt und mag dem Kind als Wirklichkeit genügen, es wird zu Lust und Tränen blind sich fügen, je wie der Popanz ihm entgegen springt. Du möchtest ihn enthüllen ach! es dringt kein Blick durch diese schillernd bunten Lügen zu dem, der mit geheimnisvollen Pflügen das Chaos in die Kosmosmaske zwingt. Nenn ihn das Furchtbare und deine Welt sein Maskenkleid und bleibe dir bewußt, daß jede Maske käuflich ist für Geld und diesen Glauben, hörst du Glauben, mußt als Sprungbrett du betrachten, das dich schnellt zu aller Deutung grenzenloser Lust. Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
Etwas Grauenhaftes ist ausgebreitet, klanglos lichtlos eine finstere Häufung erboster Atome. Das ist deine Welt. Gustav Sack (1885 - 1916, gefallen), deutscher Dichter | ||
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